An und auf der Donau

 

Reisetagebuch

 

 

 

 

Wo kämen wir hin, wenn alle sagten, „wo kämen wir hin“, und niemand ginge, um einmal zu schauen, wohin man käme, wenn man ginge.

 

Kurt Marti

Erste Woche, erster Tag

 

Nach einer recht angenehmen Autofahrt sind wir mittags in Passau angekommen. Hier möchten wir eine Nacht bleiben um die Stadt kennen zu lernen bevor morgen Mittag auf der 'Theodor Körner' einchecken.

Dank Navi war auch der „weiße Hase“ unser Hotel in der Altstadt gut zu finden. Nach dem Check-in schnappten wir unsere Kameras und zogen los, die 3-Flüsse-Stadt in Augenschein zu nehmen. Wunderschön restaurierte Häuserzeilen säumten den Weg durch die Altstadt zum Dom, den wir ausgiebig besichtigten. Immer weiter führt unser Weg bis in die Spitze der Halbinsel, auf der Passau liegt, umschlossen wird sie von den 3 Flüssen Donau, Inn und Ilst, die hier zusammenfinden.

Es ist schön hier, wir genießen die Aussicht auf die Festung. Hungrig und nun doch etwas müde wandern wir am Wasser entlang zurück, essen in einem netten Lokal und beenden den Tag mit einem leckeren Eis.

 

 

Zweiter Tag

 

Am Morgen starten wir nach dem Frühstück und Check-out noch zu einer Stadtrundfahrt im Panoramabus, die uns auch hinaufführte zur Veste Oberhaus. Von hier haben wir die Stadt zu unseren Füßen, entsprechend ist die Aussicht...

 

 

Jetzt noch eine letzte Tasse Kaffee, und wir nehmen Abschied von diesem netten Städchen.

Wir holen unser Auto aus der Hotelgarage und fahren zum Treffpunkt. Dort werden wir schon erwartet und besteigen den Bus, der uns zu unserem Schiff bringt. Unseren fahrbaren Untersatz lassen wir im Parkhaus zurück.

Alles klappt reibungslos, bald können wir einen ersten Blick auf die „Theodor Körner“ werfen, unser Zuhause für die nächsten beiden Wochen. Das Einschiffen nimmt aber dennoch recht viel Zeit in Anspruch. Schließlich haben wir es geschafft, beziehen unsere Kabine, packen aus und bereiten uns aufs Abendessen vor. Ein kleiner Landspaziergang rundet unseren Tag ab.

 

Dritter Tag

 

Unsere erste Radtour steht bevor, gleich nach dem Frühstück geht’s los.

Radvergabe vorm Schiff, gute Geister haben alle Räder schon ausgeschifft, jetzt noch ein kurzes Feintuning der Einstellungen und es kann losgehen.

Schon nach einem Kilometer wechseln wir das Ufer. Andreas, unser guter Geist für diese Reise, hatte uns am Vorabend erklärt, dass der Radweg drüben schöner ist und angenehmer zu fahren.

Außerdem gibt’s da ein kleines Lokal, erklärte er uns. Dort bekommt man einen guten Most, den wir selbstverständlich probieren wollen.

Der Weg führt uns dicht an der Donau entlang, durch ein schönes Naturschutzgebiet. Abermals wechseln wir das Ufer, denn die „Theodor Körner“ nimmt uns am rechten Ufer in Aschach nachmittags wieder auf. Zum Glück gibt es hier überall Fähren, so ist der Wechsel von Ufer zu Ufer vergnüglich und stressfrei.

Jetzt fahren wir zum ersten Mal tatsächlich mit diesem Schiff, bis Devin geht’s über Nacht. Dort sollen wir morgen früh etwa gegen 8 Uhr landen. 

 

Vierter Tag

 

Die „Theodor Körner“ legt planmäßig in Devin an. Während wir alle noch gemütlich beim Frühstück sitzen, werden

schon die Räder ausgeschifft, damit wir gleich zu unserer heutigen Tour starten können.

Wir düsen los, haben aber gleich unseren ersten Fotostopp bei einem britischen Mahnmal ganz in der Nähe.

 

 

Vorbei an der Burg Devin radeln wir weiter in Richtung „Schloss Hof“, welches inmitten von Kornfeldern liegt.
Unser Weg führt durch eine malerische Landschaft, schließlich überqueren wir die Donau und rollen nach Hainburg hinein. Wir stellen unsere Räder ab und bummeln durch die Altstadt.
Weiter geht’s in Richtung Bratislava. Kurz hinter dem kleinen Ort Wolfsthal überqueren wir die Grenze zur Slowakei und erreichen die Vororte der Stadt. Eine weitere Donauüberquerung, noch ein kurzes Stück an der Promenade entlang und wir sind wieder bei unserem Schiff. Wir laden die Räder ein, ruhen kurz aus und starten dann zu einem ersten Rundgang in Bratislava.

 

 

Die wunderschöne Altstadt nimmt uns gefangen, wir bewundern die herrlichen alten Häuser bei einem ausgiebigen Stadtbummel.

Die „Pressburg“ sparen wir uns für den Abend auf, eine geführte Stadtrundfahrt ist geplant. Von hier oben haben wir einen tollen Blick auf die Stadt. Mit vielen Erklärungen begleitet uns der einheimische Guide zurück zum Schiff. Sobald alle an Bord sind, legen wir ab. Morgen Vormittag sollen wir in Budapest ankommen.

 

Fünfter Tag

 

Gleich nach dem Frühstück eilen wir hinauf aufs Sonnendeck um das Einlaufen in Budapest, der Hauptstadt Ungarns, nicht zu verpassen.

Eine herrliche Stadt zieht gemächlich an unseren Augen vorbei, die wichtigsten Sehenswürdigkeiten liegen wie an einer Perlenschnur aufgereiht vor uns, gerecht verteilt auf beide Donauufer. Auf der Buda'schen Seite sehen wir das Burgviertel mit Mathiaskirche, in Pest überstrahlt das Parlamentsgebäude alles...

 

 

Genau vis a vis dieses Prunkbaus legen wir an.

Wir packen unsere Siebensachen zusammen, gleich geht’s los auf eine geführte Radtour, die uns vorbeiführt an vielen schönen Jugendstilgebäuden, Kirchen bis hinaus zum Heldenplatz. Wir erfahren viel über die Geschichte Ungarns, auch vor Mahnmalen, die an die Aufstände gegen die Kommunisten mit ihren Toten erinnern. Wir durchqueren das ehemalige Judenviertel, heute herrscht hier quirliges Leben mit unzähligen kleinen Lokalen.

Nach gut drei Stunden sind wir müde, aber schon voller neuer Eindrücke zurück beim Schiff.

 

Wir parken unsere Bikes, ruhen uns einige wenige Minuten aus und schon sind wir wieder unterwegs, zu Fuß diesmal.

Wir überqueren die Donau, laufen über die schöne Kettenbrücke, bummeln weiter durch die schattige Fußgängerzone bis zur großen Markthalle, die wir uns näher anschauen wollen.

Im Innern dieses wunderschönen Gebäudes gibt es alles Mögliche und Unmögliche zu kaufen, fast fühlen wir uns an die Bazare in Nah- und Fernost oder Afrika erinnert. Nun machen wir kehrt, wir sind doch müde geworden und nach dem Abendessen erwartet uns heute noch eine Folkloreshow und Budapest by Night.

 

Sechster Tag

 

Heute können wir es etwas ruhiger angehen, die große Stadt haben wir hinter uns zurückgelassen.

Während wir noch gemütlich frühstücken legt unser Schiff in Baja an. Unsere heutige Etappe ist nicht ganz so lang, wir haben geplant runde 38 Kilometer auf dem Donauradweg bis Mohacs zu radeln. Es ist höllisch heiß heute, wir lassen uns also viel Zeit. Einen ersten kurzen Stopp legen wir gleich in Baja ein, schauen uns den Stadtkern und die kleine Kirche an.

 

 

Jetzt fädeln wir uns auf dem Radweg ein, der weitgehend auf dem Schutzdamm verläuft geht es vorbei an Feldern, Wiesen und kleinen Gehöften, die wirken als wären sie aus der Zeit gefallen.

Im kleinen kleinen Donaudorf Dunatalva rasten wir, nehmen uns Zeit die schöne Landschaft zu genießen.

Wir sind frühzeitig genug am Schiff, so dass wir Räder und Taschen an Bord bringen und noch einen kurzen Spaziergang in Mohacs machen.

 

Zurück an Bord nehmen wir ein kaltes Getränk und eine wohltuende Dusche. Später kommen die ungarischen Zöllner an Bord, um die notwendigen Kontrollen auszuführen. Warum jetzt erschließt sich uns nicht, schließlich sind wir ja schon seit gestern im Land…

Nach dem Abendessen lassen wir den Tag an Deck ausklingen, die „Theodor Körner“ hat schon Fahrt aufgenommen. Morgen früh sollten wir in Belgrad anlegen.

 

Siebenter Tag

 

Belgrad, die weiße Stadt, ist eine der ältesten ständig bewohnten Städte an der Donau. Nicht ohne Grund wird sie auch als „Tor zum Balkan“ bezeichnet, die günstige Lage ermöglichte den Handel bis in weit entfernte Regionen. Hier treffen Orient und Okzident, Christentum und Islam, Europa und Balkan aufeinander.

Entsprechend oft wurde Belgrad zerstört, kaum ein Gebäude hier ist älter als 150 Jahre, mit Ausnahme der Festung, die wir uns am Nachmittag anschauen wollen. Heute früh aber steht eine geführte Radtour an, die uns zu den Schauplätzen der älteren und neueren Geschichte führt.

Viel Sehenswertes gab es hierbei nicht, wir erfuhren jedoch einige Fakten, z.B. dass die Stadt immer schon umkämpft war und ca. 150 mal bombardiert wurde. 50 mal davon wurde sie völlig zerstört. Lediglich die Festung hielt allen Angriffen stand.

 

 

Am Nachmittag ziehen wir dann auf eigene Faust los, um uns die Stadt anzuschauen.

Der Stadtkern versöhnt, wir schlendern zwischen schönen Bauten dahin, gesäumt von netten Geschäften und unzähligen urigen Straßencafés. Hie und da hat ein Maler seine Staffelei aufgebaut, andere Künstler bieten ihre Werke an.

Abschließend statten wir der Festung noch einen Besuch ab, genießen von oben auch einen schönen Blick auf die Stadt.

 


 

Wer reisen will, muss zunächst Liebe zu Land und Leute mitbringen, zumindest keine Voreingenommenheit. Er muss guten Willen haben, das Gute zu finden, anstatt es durch Vergleiche tot zu machen.

Theodor Fontane

 


Zweite Woche, achter Tag

 

Den heutigen Tag verbringen wir auf dem Schiff, wir freuen uns auf die Fahrt durch das „Eiserne Tor“.

Die Donau durchschneidet hier quasi die rumänischen Karpaten und die mächtigen Ausläufer des Balkangebirges. Wir gleiten gemächlich durch tiefe Schluchten, schauen auf dunkle Wälder, erspähen Baudenkmäler und einige trutzige Burgen an den Ufern. Die beeindruckende Fjordlandschaft nimmt uns gefangen…

Wir fahren so weit wie möglich vor die große Schleuse, die ebenfalls den Namen „Eisernes Tor“ trägt, dann wendet die „Theodor Körner“ langsam und schon sind wir auf dem Rückweg zum Startpunkt dieser Reise.

Langsam weichen die hohen Berge des Balkan und der Karpaten zurück, die Landschaft wird etwas offener, der Fluss bekommt wieder mehr Raum. Unversehens taucht eine große Burg am Ufer auf und hier passieren wir die breiteste Stelle der Donau, über 6 Kilometersind es hier. Der Wind frischt auf, Wellen branden gegen das Schiff, so ganz anders wirkt die Donau hier, fast wie ein kleines Meer.

Irgendwann engt sich das Bett wieder etwas ein und wieder geruhsamer windet sich der Fluss weiter, das liebliche Tal verwöhnt unsere Sinne. 

Der Ruhetag hat uns gut getan, wir haben neue Kraft getankt. Für morgen früh ist die Ankunft in Novi Sad (Serbien) geplant, von dort aus wollen wir unsere nächste Tour starten.

 

Neunter Tag

 

Ein erster Blick aus dem Bullauge nach dem Aufstehen zeigt uns dass wir schon in Novi Sad angekommen sind, so dass wir gleich nach dem Frühstück mit den Rädern durchstarten können.

Während unserer heutigen Etappe, die uns ins ca. 48 Kilometer entfernte Ilok führt, überqueren wir die Grenze von Serbien nach Kroatien, per Rad eine ganz neue Erfahrung für uns.

Zu allererst aber schauen wir uns das Städtchen Novi Sad an, an dessen Rand wir ankern. Wir finden ein wirklich hübsches Fleckchen Erde vor, welches den Kosovokrieg nahezu unbeschadet überstanden hat. Lediglich die Donaubrücken wurden zerstört, eine davon ist nicht wieder aufgebaut, die Pfeiler ragen mahnend aus den Wassern der Donau.

Am gegenseitigen Ufer ragt die Festung Petrovaradin hoch auf, die zu den größten und besterhaltenen Burgen Europas zählt. Wir rollen vorbei am Rathaus, welches eine genaue Kopie des Grazer Rathauses ist, schauen uns die Marienkirche mit ihren spitzen Türmen an, fahren langsam über den Platz der Republik. Schließlich reißen wir uns los und machen uns endgültig auf den Weg.

 

 

Auf dem Dammradweg geht’s weiter in Richtung Futog, mal in Sichtweite der Donau, mal etwas entfernt.

Ein kleiner alter Reiterhof fasziniert uns, immer wieder begegnen wir Schaf- und Ziegenherden. Wir passieren Begec und Banostor, kleine alte Dörfer, die wirken wie von der Welt vergessen. Es gibt etliche verlassene und langsam zerfallende Häuser, aber auch junges Leben.

Weiter führt der Weg durch Nestin und bald hinter der Ortsgrenze kommen wir auch an die des Landes Serbien.

Die Ausreisekontrolle ist unkompliziert und geht rasch von statten, die Grenzstation liegt inmitten der Felder. Ein kleines Stück Niemandsland - und schon klopfen wir an die Tür von Kroatien. Die netten kroatischen Zöllner lassen uns problemlos ein und somit hat Europa uns wieder.

 

 

 

Schon bald erreichen wir unseren Zielort Ilok, welche die östlichste Ortschaft Kroatiens ist. Das Städtchen blickt auf eine lange Geschichte zurück, überdies gedeiht an den Hängen ein guter Wein, besonders der Gewürztraminer ist weithin bekannt.

Nach einer entspannenden Kaffeepause nehmen wir den Anstieg zur Festung unter die Räder, deren Ursprünge bereits im 14. Jahrhundert gelegt wurden. 1526 eroberten die Türken die alten Mauern, in dieser Zeit entstanden Moscheen innerhalb der Festungsmauern. Sehenswert fanden wir auch die St. Kapristan Kirche, benannt nach dem heiliggesprochenen Franziskanerpater Kapristan, der hier starb.

Wir lassen uns entspannt den Berg wieder hinunterrollen, erreichen die Anlegestelle und gehen an Bord.

 

Zehnter Tag

 

Während der Nacht schwimmen wir oder besser gesagt unser Schiff mit den Donauwellen, sodass wir gegen 8 Uhr früh Batina erreichen und somit im Dreiländereck angekommen sind.

Wieder verlassen wir die 'Theodor Körner' mit unseren Rädern, und brechen auf in Richtung Mohacs, wo wir auf der Hinfahrt schon einmal unseren Anker geworfen hatten.

Wir radeln durch die weite Landschaft der Batschka, dem Gebiet der Donauschwaben. Verträumte Bauerndörfer liegen inmitten unendlich scheinender Felder, die unseren Weg von Kroatien über Serbien nach Ungarn säumen.

Auch Verfall sehen wir, besonders in Serbien verlassene Häuser und sogar eine leere Kirche, ein verlassender Platz, nur eine Schar Tauben sind durch das durchlöcherte Dach eingeflogen und haben die Kirche in Besitz genommen.

 

 

Ein letzter Grenzübertritt, und wir finden uns in Ungarn wieder. Die Landschaft ändert sich kaum, wir radeln durch einen Waldstreifen, der fast urzeitlich wirkt, ab und an lichtet sich das Dickicht und gibt den Blick frei auf ausgedehnte Mais- und Kornfelder.

Hier im Wald fallen uns viele Soldaten auf, die ihre Umgebung genau beobachten, allesamt bewaffnet, aber immer uns freundlich zuwinkend. Ihre Aufgabe besteht wohl darin, illegale Grenzübertritte zumindest einzuschränken. Irgendwann werden die Posten seltener, hören schließlich ganz auf.

Die letzten 10 Kilometer unserer Etappe fahren wir wieder auf dem Donaudamm, erreichen schließlich die Fähre und schiffen uns ein.

Wir hoffen, dass das Wetter hält heute, die Mannschaft hat uns einen Grillabend auf dem Sonnendeck versprochen.

 

Elfter Tag

 

Gegen 4 Uhr früh legt unser Schiff, von uns unbemerkt, in Kalocsa an. Wir starten nach dem Frühstück zu einer weiteren Radetappe, die uns ins ca. 52 Kilometer entfernte Solt bringt.

Kalocsa ist bekannt als die Hauptstadt des Paprika, als wir in die Stadt hineinradeln, verstehen wir auch warum. Kränze aus Paprika, handgemalte Muster an den Häusern und ein dem Gemüse gewidmetes Museum gibt es ebenfalls. Es gibt eine 150.000 Bände starke Bibliothek und einen Dom. Leider trübt eine große Baustelle den Blick, so dass wir uns das Fotografieren verkneifen.

 

 

Wir durchqueren die Dörfer Uszod, Dunaszentbenedek, Gederlak und Ordas. Hier machen wir einen Abstecher zur Donau hinunter, es gibt einen kleinen Badestrand. Wir kühlen Füße und Hände, ruhen bei einem kühlen Bier etwas aus. Über Dunapatej und Harta erreichen wir schließlich Solt.

Es ist drückend schwül, und unzählige kleine Mücken lassen ihr Leben auf unserer Haut, die Münder halten wir wohlweißlich geschlossen. Überhaupt gibt es hier unglaublich viele Insekten, von daheim sind wir das nicht mehr gewohnt. Jeder Tritt ins Gras scheucht dutzende Heupferdchen hoch, unglaublich viele Schmetterlinge teilen sich die Wiesenblüten. Die Natur scheint hier wirklich noch halbwegs intakt zu sein.

In Solt schaffen wir es, uns zum ersten Mal auf unserer Tour zu verirren. Wir verpassen eine Abzweigung und machen einen dicken Umweg. Mit Hilfe einer netten einheimischen Familie, die uns mit Andreas, unserem Guide telefonieren ließ, erreichten wir schließlich das Schiff gerade noch rechtzeitig.

Wir wollten den Abend auch kaum verpassen, die Crew wird uns noch mit einer Show verwöhnen, wir sind sehr gespannt.

 

Zwölfter Tag

 

Während der Nacht hat unser Schiff Vac erreicht, ein sehr hübsches Städtchen, wie wir gleich zu Beginn unserer heutigen Tour feststellen. Der klassizistische Dom und der Hauptplatz im barocken Stil harmonieren vortrefflich, alle angrenzenden Häuser sind denkmalgeschützt. 

 

 

Unsere heutige Radtour führt uns immer dicht an der Donau entlang, verirren ist (glücklicherweise) nahezu unmöglich. Selbst die Hitze ist erträglicher, der Radweg ist zumeist baumbestanden. Wir passieren immer wieder kleine Siedlungen, mitunter halten wir für eine kleine Pause. Da die „Körner“ heute auf der anderen Donauseite ankert, setzen wir mit einer Fähre über.

 

 

Schließlich kommen wir in Esztergom, eine der ältesten Städte des Landes und Erzbischofsitz, an.

Wie eine riesige Trutzburg thront die Basilika über der Stadt. Dieses Gotteshaus bietet Platz für 8.000 Gläubige und ist das größte Ungarns. Die Schatzkammer beherbergt die größte Sammlung sakraler Kunst aus 1.000 Jahren Kirchengeschichte im Land.

Seit dem Jahr 2000 präsentiert sich auch der einst von den Osmanen zerstörte Königspalast in neuem Glanz.

Wir lassen uns langsam den Hügel hinunterrollen zum Schiff. Morgen werden wir Wien erreichen, eins der Highlights dieser Reise.

 

Dreizehnter Tag

 

Den Vormittag verbringen wir auf dem Schiff, nehmen die letzte Schleuse und schauen zu wie Österreichs Hauptstadt langsam größer und größer wird am Horizont.

 

 

Wir legen an und starten umgehend zu unserer ersten Tour in die Stadt. Mit den Rädern düsen wir ins Zentrum, das Radwegenetz ist hier wirklich prima. An einem markanten Punkt, den wir hoffentlich gut wiederfinden, sperren wir unsere Drahtesel ab und gehen zu Fuß weiter.

Wo immer wir hinschauen ist diese Stadt voller Ah’s und Oh’s. Einfache Häuser sehen wir kaum im barocken Stadtkern, alle Bauten wirken prunkvoll, die Fassaden der Stadthäuser sind wirklich beeindruckend. 

 

 

Beeindruckt sind wir auch vom Stephansdom, den die Wiener liebevoll Steffl nennen. Er zählt zu den wichtigsten gotischen Bauwerken Österreichs. Irgendwann treten wir den Rückweg an, es gibt heute etwas früher Essen. Wir haben nämlich Karten für ein Operetten- und Walzerkonzert gebucht, auf das wir uns sehr freuen.

Gegen 19:30 Uhr werden wir abgeholt, um zum Schloss Schönbrunn zu fahren. Wir erleben ein tolles Konzert, die Melodien von Strauß und Mozart klingen noch lange in uns nach.

 

Vierzehnter Tag

 

Wieder haben wir Wien im Programm, mit dem Rad gehen wir heute auf Entdeckungstour.

Beim Riesenrad im Prater machen wir einen Fotostopp, rollen dann aber weiter bis zum Hundertwasserhaus mit seiner farbenfrohen Fassade. In diesem Stil ist auch das zugehörige Museum gehalten. Das macht Laune, es müsste viel mehr Hundertwasserhäuser geben in der Welt... 

 

 

Weiter geht’s auf der Ringstraße, vorbei an vielen der Sehenswürdigkeiten, die Wien zu bieten hat.

Staatsoper, Burgtheater, Hofburg, Parlament und das riesige Rathaus, welches fast an eine Kathedrale erinnert, schauen wir uns genauer an. In einer kleinen Kirche bewundern wir ein kunstvolles Mosaik von Da Vinci’s letztem Abendmahl. Es ist dem Originalbild täuschend ähnlich und so fein gearbeitet, dass das Mosaik kaum als solches erkennbar ist.

Schließlich kommen wir auf dem Stephansplatz an. Hier verabschieden wir uns von unserem Wiener Führer, der uns viel über die Entstehung, Zerstörung und Wiederaufbau der einzelnen Baudenkmäler erzählt hat.

Wir haben aber noch lange nicht genug, sperren unsere Räder ab und schlendern langsam umher, schauen und staunen. Irgendwann sind wir dann doch müde, die Füße wollen nicht mehr so recht. So kehren wir zum Schiff zurück.

 

Fünfzehnter Tag

 

Nun ist er gekommen, unser letzter Urlaubstag und somit auch unsere letzte Radtour.

Die „Theodor Körner “ hat gestern am späteren Abend schon Fahrt aufgenommen nach Krems, wo wir gegen Acht Uhr früh angekommen sind. Unsere Räder stehen nach dem Frühstück schon wieder bereit, wir können gleich durchstarten den schönsten Landstrich, die Wachau, für uns erobern.

Vorab aber schauen wir uns das Städtchen Krems näher an. Hier in der Nähe wurde vor 36.000 Jahren eine kleine Frauenstatuette gefunden, genannt „Fanny vom Galgenberg“. Das Original im Naturhistorischen Museum Wien, eine Kopie ist hier im hießigen Museum zu bestaunen. An der Piaristenkirche vorbei rollen wir durchs „Steiner Tor“, dem einzig erhaltenen Stadttor hinaus.

 

 

Gemütlich und immer wieder mal anhaltend für einen Fotostopp radeln wir weiter.

Die Landschaft ist geprägt von Wein- und Obstgärten, die bekannten Marillen reifen hier und wie natürlich auch die Trauben werden sie zu allerhand Leckereien verarbeitet, vieles hochprozentig.

Im romantischen Städtchen Dürnstein legen wir eine Pause ein und probieren die berühmten Wachauer Marillenknödel und warmen Mohnkuchen mit Marillenmus, beides finden wir köstlich.

Hoch über der Stadt thront eine Ruine, hier war im 12. Jahrhundert Richard Löwenherz gefangen. Besonders gefällt uns auch der blaue Turm der Stiftskirche, der als Wahrzeichen der Stadt gilt.

Weiter geht es durch Weißenkirchen und St. Michael, beide Orte bestechen durch sogenannte Wehrkirchen, die im späten Mittelalter entstanden sind.

 

 

Beim Ort Spitz nehmen wir die Rollfähre, um ans rechte Donauufer zu gelangen. Diese Fähre kommt ohne Motor aus, wird nur von der Strömung der Donau bewegt. Wir radeln weiter, vorbei an der Ruine Aggstein und erreichen schließlich Melk, unseren heutigen und somit letzten Zielort auf dieser Reise.

Wir haben gerade noch Zeit uns den Ort anzuschauen, der sich zu Füßen von „Stift Melk“ kuschelt. Das riesige Stift der Benediktiner Mönche beherbergt eine weltberühmte Bücherei und auch eine Schule. Wir suchen uns den Weg hinab zum Anleger, wo die „Theodor Körner“ uns ein letztes Mal erwartet, um uns bis morgen für nach Engelhardszell zu bringen, von wo aus wir dann die Heimfahrt antreten werden.

 


 

Nichts ist vergleichbar mit dem guten Gefühl, an einen vertrauten Ort zurückzukehren

und zu merken, wie sehr man sich verändert hat.

 

                                                                                                             Nelson Mandela



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