Oman, Auf Sindbads Spuren

 

Reisetagebuch

 

 

 

 

 

Die eigentlichen Entdeckungsreisen

bestehen nicht im Kennenlernen

neuer Landstriche,

sondern darin,

etwas mit anderen Augen zu sehen.

 

Marcel Proust


Erster Tag

 

Nach einem aufreibenden Flug, mit einem Zwischenaufenthalt von 7 Stunden in Doha, Katar, kommen wir ziemlich übernächtigt in Dubai an.

Wunderschön allerdings fanden wir den dortigen Flughafen. Hier wurden keine Kosten gescheut, sogar durch einen kleinen Dschungel kann man spazieren, vorbei an erfrischenden hohen Wasserwänden. Hier wird überaus deutlich was geht wenn Kosten keine Rolle spielen.

Dennoch sind wir froh, als es weitergeht und wir die Anreise nach Dubai dann endlich geschafft haben.

Der Transfer zum Hotel klappt prima und ist erfreulich kurz, so bleiben uns noch gute 2 Stunden Schlaf.

 

Zweiter Tag

 

Ein aufregender Tag liegt vor uns, wir wollen uns Dubai etwas genauer anschauen. Wir lernen unsere Reiseleiterin kennen, Rahema, aufgewachsen in Deutschland, mittlerweile im Oman daheim.

Dubai beeindruckt ungemein, hochmoderne Architektur trifft auf arabische Tradition. Wir lassen uns durch diese Mega-City kutschieren, die aus einer einstigen Perlenfischeroase entstanden ist. Wir staunen mit offenen Augen nicht nur den „Burj Khalifa“ an, das höchst Gebäude der Welt.

Natürlich darf auch ein Bummel durch einen der alten Suks nicht fehlen.

Am Nachmittag brechen wir auf nach Khasab, was auf der Halbinsel Musandam liegt. Der Weg ist das Ziel, die Strecke ist malerisch und wir schieben einige Fotostopps ein.

 

Dritter Tag

 

Heute früh erwartet uns erst mal eine etwas unangenehme Überraschung. Unsere für morgen geplante Fährüberfahrt ist gecancelt, wegen einer Sturmwarnung. Rahema ist eifrig am Umplanen um unsere Weiterreise zu organisieren.

Wir lassen uns den Tag aber nicht verderben, starten unverdrossen zum Fort von Khasab. 

Die Festung wurde im 17. Jahrhundert von den Portugiesen erbaut und thront majestätisch auf einem Felsen. Im Innern erwarten uns einige tolle Motive für unsere Kameras. Die Ausstellung im Wehrturm vermittelt uns einen guten Eindruck vom früheren Leben in Mussandam. Von den Außenmauern des Forts genießen wir einen tollen Rundblick auf das Umland.

Jetzt wird's ernst, mit Allradfahrzeugen geht es ab in die Berge. Die Straße schlängelt sich malerisch bis zum höchsten Punkt Musandams, dem 2087 Meter hohen „Jebel Harim“, dem Frauenberg.

Die schroffe Bergwelt und Küstenlandschaft nimmt uns gefangen.

Mittags schauen wir uns das Ganze vom Meer aus an, wir haben eine traditionelle omanische Dhau gechartert, die uns gemütlich durch die Fjorde Musandams schippert. Wir genießen, entspannen uns und tanken Energie für die nächsten Tage.

Ein herrlicher Tag geht zu Ende, nach einem gemeinsamen Abendessen fallen wir müde in die Betten.

 

Vierter Tag

 

Notgedrungen beschließen wir auf dem Landweg nach Maskat zu kommen, unserem nächsten Ziel. Das ganze Unterfangen verspricht zumindest spannend zu werden.

Der Weg führt uns ein gutes Stück an der Küste entlang, durch Hoheitsgebiet der VAE, also wieder über die Grenze rein, ca. 2 Stunden Fahrt und wieder hinaus. Erneut reisen wir also in den Oman ein. Entgegen einiger Unsicherheiten gab es, wohl auch Dank Rahemas Begleitung und tatkräftiger Unterstützung keine größeren Probleme.

Hinter dem (hoffentlich) letzten Grenzübergang wechseln wir von unserem kleinen Bus in Allradfahrzeuge. Nun geht es in hohem Tempo über die neue Autobahn ab in Richtung Maskat.

Die Fahrt zieht sich hin, einige Fotostops lassen wir uns nicht nehmen. Auf der prima ausgebauten Straße kommen wir trotzdem flott voran. 

Gegen 19:30 Uhr erreichen wir endlich Maskat und fallen umgehend hungrig in einem Restaurant ein, noch bevor wir Quartier nehmen. Mit zunehmendem Sättigungsgrad regen sich unsere Lebensgeister, überrascht werden wir auch von unserem tollen Hotel, wo wir nun ganze drei Tage bleiben wollen, um die Gegend um Maskat genauer zu erkunden.

Wir freuen uns auf ereignisreiche Tage hier.

 

Fünfter Tag

 

Für heute haben wir eine ganztägige Erkundungstour hier in Maskat geplant.

Nach dem leckeren Frühstück klettern wir also gut gelaunt in unseren Bus und fahren zur prachtvollen Sultan-Qaboos-Moschee, dem religiösen Wahrzeichen des Oman. Entsprechend der strengen Vorschriften gewandet mit Bedeckung von Armen, Beinen und Kopf betreten wir die heiligen Hallen.

Der herrliche Bau vereint harmonisch unterschiedliche Epochen islamischer Tradition. Der Zugang erfolgt durch 3 Torbögen und eröffnet  den Blick auf das über 91 Meter hohe Hauptminarett. Zusammen mit den 4 anderen Minaretten an den Ecken symbolisiert es die 5 Säulen des Islams, Bekenntnis, Gebet, Almosen, Fasten und Pilgerreise. Sehr sehenswert ist ein 4.263 Quadratmeter großer Teppich, der in mehreren Einzelteilen von 600 Knüpferinnen in 3 Jahren in Handarbeit gefertigt wurde. Der Teppich ist rund 22 Tonnen schwer und wird auf ca 5,5 Millionen Euro geschätzt. Der weltgrößte Kronleuchter findet sich ebenfalls hier und ist ebenso beeindruckend wie alles andere. Er wiegt mit den 1.122 Lampen und Swarovski-Kristallen mindestens 8 Tonnen bei einer Größe von 8×14 Metern. Der  Gebetsraum der Frauen hat Platz für 750 Gläubige, draußen haben weitere 8.000 Menschen Platz zum Freitagsgebet. Auch eine öffentliche Bibliothek  mit rund 20.000 Büchern fehlt nicht. 

Nach so viel Geschichte und herrlicher Architektur entspannen wir uns bei einem gemütlichen Bummel durch den Mutrah-Suk, haben reichlich Gelegenheit zum Einkaufen und Feilschen.

 

 

 

Nachmittags rollen wir weiter zum Qasr-Al-Alam-Palast, Regierungssitz seiner Majestät Sultan Qaboos. Die Front wird von vier herrlichen goldenen und blauen Säulen gesäumt. Prunkvolle Zierbögen und Kacheln schmücken das Gebäude. Flankiert wird der Bau von den beiden Festungen Mirani und Jalali, die im 16. Jahrhundert von den Portugiesen errichtet wurden. Wir bewundern die blau-weiß-goldene Fassade und die kunstvoll gearbeiteten Mosaiken.

Den krönenden Abschluss des heutigen Tages bildet der Besuch des prunkvollen „Royal-Opera-House“, welches 2011 eröffnet wurde. Die Außenfronten sind verkleidet mit rosafarbenem Kalkstein aus der Omanischen Wüste. Reiche Holzschnitzereien schmücken das wunderschöne Innere der Oper. Das Gebäude ist von einem großzügigen Landschaftsgarten umgeben.

Nun haben wir genug Input für heute und lassen uns zum Hotel zurück kutschieren.

 

Sechster Tag

 

Wir machen uns zeitig auf den Weg in die Batina-Region zu Füßen des Hajar-Gebirges und recht fruchtbar. Ein Abstecher ist uns der neue und moderne Fischmarkt von Barka wert. Hier werden wir zufällig auch Zeuge einer Auktion, eine spannende, und sehr interessante Erfahrung.

Wir biegen ab ins Landesinnere, wollen einen Blick auf und in die mehrfach liebevoll restaurierte und im 17. Jahrhundert von omanischen Architekten komplett neu errichtete Festung Nakhal werfen. 

Auf einem Felsen erbaut, welcher zugleich ins Innere integriert wurde, macht die Festung so besonders. Im angeschlossenen Museum sind historische Waffen und Möbel aus alter und neuerer Zeit zu sehen. Die Festung von Nakhal wurde viele Male restauriert und renoviert, zum bisher letzten Mal 1990.

 

 

So langsam melden sich nun auch gewisse Bedürfnisse, kurz gesagt wir haben Hunger. Wir stoppen an einem „Lulu-Markt“ um Proviant zu kaufen. Bei den heißen Quellen von Ain Al Thowarah tun wir es den Einheimischen gleich, suchen uns ein schattiges Plätzchen im Grünen, lassen die Seele baumeln und machen Picknick.

Unser Weg führt uns weiter nach Rustaq, wo wir ein weiteres Fort besuchen wollen. Leider aber sind die Tore geschlossen, und wir können nur von außen einen Blick riskieren.

Wir trösten uns mit den nahegelegenen heißen Quellen von Ain Al Kasfah. Bis zu 45 Grad warm ist das Wasser und speist die Bewässerungskanäle der Plantagen. Weiter geht 's zu der, wie wir feststellen, überaus beeindruckenden Festung von Kasfah, Al Hazm Castle. Diese wurde von Sultan bin Saif II. erbaut, ab 1708. Es gab im Innern Gefängnisse, verschiedene Lagerräume für Lebensmittel, eine Küche, Wohnräume für den Imam und seine Frauen und eine Madrasa. Zahlreiche Geschützpforten mit Kanonen sorgten für Abschreckung und die Sicherheit der Bewohner.

Viele neue Eindrücke machen langsam auch müde. Der Tag neigt sich dem Ende zu und wir machen uns auf den Rückweg nach Maskat.

 

Siebter Tag

 

Nach einem ausgedehnten Frühstück laden wir unsere Siebensachen in allradgetriebene Geländewagen, es geht ins Gebirge, Richtung Hajar-Massiv. Der Jebel Shams, mit gut 3.000 Metern die höchste Erhebung des Landes, ist unser heutiges Etappenziel.

Einen ersten Stopp legen wir in Nizwa ein, der einstigen Hauptstadt des Landes. Hier besuchen wir den Suk und decken uns mit Datteln und Tee ein. Beides ist gut und günstig zu haben. Gemütlich schlendern wir hinüber zum Bahla-Fort, das wir ausgiebig besichtigen.  Die Festung wurde im 17. Jahrhundert erbaut. Durch ihre vielen Wehrtürme und Tore wird deutlich, welchen großen Stellenwert sie besaß. Beeindruckende Hallen und Tore aus Lehm machen diese Festung zu etwas Beonderem und Sehenswertem.

 

 

Schließlich fahren wir weiter, bis plötzlich vor uns die Ruinen eines Dorfes auftauchen, welches in den 50er Jahren aufgegeben wurde. Fasziniert erkunden wir die Ruinen von Tanuf mit ihrem traditionellen Bewässerungssystem. Wir können erahnen, wie die Menschen hier früher gelebt haben. Ein Spaziergang durch Geschichte und Architektur einer vergangenen Zeit!

Die Straße windet sich stetig bergauf, die Landschaft ist von schroffer Schönheit. Immer wieder tauchen kleine palmbestandene Oasen zwischen den steinigen Hängen auf.

Beim alten Bergdorf Misfat halten wir erneut für einen Bummel. Berühmt ist der Ort für seine traditionellen, sich an die Klippen des Hajar-Gebirges klammernden Lehmziegelhäuser. Unterhalb des Dorfes liegen Dattelpalmen und Bananenplantagen in der Sonne, gespeist von einem Jahrhunderte altem Falaj-Bewässerungssystem, das noch immer seinen Dienst tut. 

Wir spazieren durch schmalste Gassen auf- und abwärts, über enge Treppen und schmale Pfade, bis wir schließlich wieder bei unseren Autos ankommen. 

 

 

Weiter geht die Fahrt über Al Hamra, einem traditionellen Bergdorf mit mehrstöckigen Lehmhäusern, die bis zu 300 Jahre alt sind. Mittlerweile sind die meisten Bewohner von Al Hamra in moderne Gebäude gezogen und der alte Stadtteil ist sich selbst überlassen.

Jetzt nehmen wir das letzte Teilstück unter die Räder, fahren bis zum Hochplateau des Jebel Shams, mit rund 3000 Metern der höchste Berg im Land. Vor uns liegt der Grand Canyon des Oman, der uns gebührend beeindruckt. Die Schlucht ist zwar nicht so breit und so lang wir ihr amerikanischer Namensgeber, dafür aber um einige hundert Meter tiefer. 

Jetzt ist es nicht mehr weit, wir erreichen unsere Herberge binnen weniger Minuten, nehmen Quartier in geräumigen Bungalows.

Ein herrlicher Sonnenuntergang am Jebel Shams krönt diesen Tag, zusammen mit einem äußerst leckeren Abendessen.

 

 

Besser man sieht etwas einmal, als dass man tausend mal davon hört.

                                                                                                                                      Anonym

 

Achter Tag

 

Frühmorgens brechen wir auf zum Jebel Akhdar, Omans grünem Berg. Jahrhundertelang kam man nur per Esel hinauf, auch heute noch ist der Weg steil, kurvig und beschwerlich. Nur Allradfahrzeuge sind zugelassen, trotz der gut ausgebauten Straße. Überhaupt überraschen die Straßen hier, alles ist groß, breit und prima in Schuss.

Ein Stop ist uns Jabrin Castle wert. Hier wollen wir uns etwas genauer umschauen. Jabrin wurde 1670 ursprünglich als Wohnschloss erbaut. Erst später wurden mächtige, bis zwei Meter dicke Wehrmauern und Kanonentürmen zugefügt. In den 1980er Jahren wurden Palast und Festung von Jabrin behutsam renoviert und erstrahlt in altem Glanz.

 

 

Auf unserem weiteren Weg eröffnen uns herrliche Blicke auf malerische Dörfer, gesäumt von üppigen Terrassen. Hier reifen Zitronen, Granatäpfel und Aprikosen.

Wir schauen ins Wadi Ghoul und vor Bahla nutzen wir die Gelegenheit zu einem Fotostopp, um die Festung einzufangen.

Auch die ursprünglichen Dörfer haben es uns angetan, die sich an die Steilhänge klammern. Wir besuchen das Örtchen El Sharayjah, schleichen durch engste Gassen, treppauf und treppab. Noch ein zweites Dorf erkunden wir, Bayt Echaraf. Hier gibt es auch ein kleines Museum, wir haben die Möglichkeit in eins der Häuser zu blicken, um zu sehen, wie die Menschen hier leben.

Die Sonne geht schon langsam unter und wir machen uns auf den Weg nach Nizwa, wir wir die Nacht verbringen.

 

Neunter Tag

 

Heute verspricht ein abwechslungsreicher Tag zu werden, wir starten früh und fahren über Ibra zum Wadi Bani Khalid, einem der schönsten und grünsten Wadis im Oman.

Hier erwartet uns eine grüne Oase inmitten der schroffen Bergwelt. Wir nehmen uns Zeit, genießen den Spaziergang entlang üppiger Gärten und den Falaj-Kanälen.

Natürliche Wasserbecken tauchen vor uns auf, kleine Seen, die uns zum Baden einladen. Von einem zentralen Süßwasserpool aus führen mehrere Wanderwege in die Berge. Folgt man diesen gelangt man zu einigen weiteren kleinen Wasserbecken und kleinen Wasserfällen. Es gibt viele Süßwasserfische, sie sind im klaren Wasser gut zu beobachten. Wunderschöne Palmen runden das idyllische Bild ab.

 

 

Fast schon etwas wehmütig beenden wir unseren Besuch und fahren weiter in Richtung Wahiba-Wüste. Schon auf dem Weg bemerken wir die allmähliche Veränderung der Landschaft. Wir schließen Freundschaft mit einigen Kamelen, die unsere Streicheleinheiten richtig genießen.

Bevor wir die asphaltierte Straße verlassen, suchen wir eine kleine Werkstatt auf und lassen etwas Luft aus den Reifen unserer Autos. Nur so schaffen die Allradfahrzeuge den Weg über die Dünenpiste.

Bei einem großen Zelt halten wir an, eine Beduinenfamilie heißt uns herzlich willkommen. Bei Tee und Datteln lernen wir einiges über diese Überlebenskünstler, die Herren der Wüste, die sich nach unserem Eindruck allerdings ganz gut an die modernen Zeiten angepasst haben...

 

 

Irgendwann brechen wir auf, um noch rechtzeitig im Wüstencamp anzukommen, denn es erwartet uns noch ein letztes Highlight heute. Mit unseren Autos geht es noch ein gutes Stück in die Dünen hinein um den Sonnenuntergang zu genießen.

 

Zehnter Tag

 

Wir verlassen die Wüste, legen einen Stopp ein, um unseren Reifen wieder etwas Luft einzuhauchen und brechen auf nach Sur, einem hübschen Städtchen am Golf von Oman. Die landschaftlich schöne Strecke genießen wir sehr.

In Sur angekommen, spazieren wir über die Khor al Aqba, eine Brücke, die die kleine Schwester der amerikanischen Golden Gate Bridge sein könnte.

Sur hat eine alte Bootsbautradition, wir nutzen die Gelegenheit, etwas mehr darüber zu erfahren und besuchen die Dhow Werft. Dort sehen wir,wie auch heute noch in beeindruckender Art und Weise die großen Dhaus in Handarbeit gefertigt werden. Wir bewundern bewundern eine alte Dhau, die gerade restauriert wird, das Projekt nennt sich „Al Ghanja-Ship“.

Etwas später legen wir zu Füßen der Brücke einen Fotostopp ein, genießen dabei eine Tasse Tee.

 

 

Wir fahren durch die verwinkelten Gassen hinauf zum Al Ayjah Leuchtturm. Dieser wurde von den Portugiesen erbaut und diente als Verteidigungsturm, bis er später zum Leuchtturm umfunktioniert wurde. Von hier oben haben wir einen fantastischen Blick auf die Stadt.

 

 

 

Schließlich reißen wir uns los und machen uns auf den Weg ans Kap Ras al Jinz, dem östlichsten Punkt der arabischen Halbinsel. Hier nehmen wir Quartier in einem hübschen Hotel direkt am Strand. Nun genießen wir den Nachmittag am Meer, ruhen uns etwas aus, lassen uns die Füße von den Wellen küssen.

Nach dem Abendessen fahren wir zum Schildkrötenstrand, ins Ras Al Jinz Turtle Reservats. Ein Ranger empfängt uns und führt uns zu den Nistplätzen der Grünen Meeresschildkröten. Wir hoffen, eine Eiablage erleben zu dürfen. Leider hat das nicht geklappt, wir konnten aber ein Tier beim Graben des Nestes beobachten.

 

Elfter Tag

 

Der Weg ist das Ziel heute, wir haben uns eine weite Strecke vorgenommen.

Die Straße führt uns an der Küste entlang Richtung Dhofar-Region, ganz weit unten im Süden.

Einen ersten Fotostopp legen wir auf einem Plateau ein und genießen einen Blick auf die zerklüftete Steilküste.

Weiter geht’s, die Landschaft ändert sich, wird sandiger. Auch diese Gegend ist uns einen Halt wert, wir machen Bekanntschaft mit einem Wüstenfuchs. Langsam werden wir hungrig, halten an um eine Kleinigkeit zu essen, bevor wir unser Ziel wieder unter die Räder nehmen.

Das Highlight des Tages haben wir am Stone Garden kurz vor unserem Ziel, der Stadt Dugm, einem Fischerdorf, das sich zu einer wichtigen Hafenstadt entwickelt hat. 

Der Stone Garden ist etwa 3 km² groß. Entdeckt wurde dieser natürlichen Steingarten erstaunlicherweise erst 2009. Die seltenen Steinformationen entstanden aber schon vor Millionen von Jahren und sind mittlerweile weltberühmt.

 

Zwölfter Tag

 

Die pinkfarbene Lagune von Al Khalil wollen wir uns auf dem Weg in den Süden des Oman anschauen.

Also biegen wir von der Straße ab und rumpeln Offroad Richtung Meer. Leider erwartet uns eine Enttäuschung, die Lagune ist nahezu trocken, lediglich eine Pfütze lässt die Schönheit bei ausreichendem Wasserstand erahnen.

Viel besser finden wir eine Panoramasicht aufs Meer. Die zerklüftete, senkrecht abfallende Küste ist ebenso beeindruckend wie die schroffen Berghänge. 

 

 

Endlich kommen wir in Shuwaymiyah an. Hier übernachten wir in einem Gästehaus, welches seinen Namen eigentlich nicht verdient. Alles klebt, wirkt schmuddelig und ungepflegt. Das Bad ist eine Ecke in knapper Schrankgröße, nach dem Duschen ist alles überschwemmt. Aber sei 's drum, eine Nacht geht vorbei...

Nachdem wir uns von dem Schrecken erholt haben, klettern wir wieder in unsere Autos und fahren auf abenteuerlichen Pfaden zum Wadi Shuwaymiyah, einer wirklich traumhaft schönen Oase.

Der Anblick ist atemberaubend. Tiefe Schluchten, sich senkrecht erhebende Kalksteinfelsen fesseln unsere Blicke. Ein kurzer Spaziergang durch die üppig grüne Vegetation und wir stehen vor einem Süßwasserbecken, welches uns mit klarem, wohltemperierten Wasser zum Planschen einlädt.

Wir beenden den Tag mit einer leckeren Fischmahlzeit und einem herrlichen Sonnenuntergang, bevor wir in unsere Bruchbude zurückkehren und versuchen etwas Schlaf zu finden.

 

Dreizehnter Tag

Nun haben wir es fast geschafft, die letzte Etappe steht bevor, Ziel: die Stadt Salalah, bis 1970 Sitz des Sultans.

Gefrühstückt haben wir unterwegs, in dieser Bruchbude hätten wir selbst dann nichts gewollt, wenn es denn etwas gegeben hätte...

Wir rollen die Küste entlang, machen hier und dort, an den schönsten Stellen Halt um uns die Beine etwas zu vertreten und zu fotografieren. Unterwegs sehen wir ein Pannenfahrzeug und versuchen dem Fahrer so gut als möglich zu helfen. Nach geglückter Notreparatur können alle weiter fahren.

Gegen Mittag erreichen wir die Hafenstadt Mirbat. Dort schauen wir uns die traditionellen und bisher noch unrestaurierten Handelshäuser an und auch die Altstadt, alles liegt nah beieinander und auch zum hübschen Fischereihafen ist es nicht weit. 

 

 

An einem herrlichen Fleckchen Erde, einer kleine Oase mit üppiger Vegetation und kleinen Wasserfällen, die über das terrassenförmige Gelände plätschern, halten wir erneut. Wir haben die Quellen von Ain Razat erreicht, ein beliebtes Ausflugsziel auch für Einheimische am Wochenende. Aus natürlichen Quellen sprudelt Wasser aus dem Berg in ein langezogenes Becken. Menschen und Fische teilen sich das Wasser mit Libellen und Seerosen. Wir mischen uns unters Volk, suchen uns ein schattiges Plätzchen und genießen diesen herrlichen Ort.

Viel zu bald müssen wir weiter, setzen unsere Fahrt fort zum Weihrauchhafen Samhuram, gelegen auf einer Anhöhe neben Khor Rhori, eine der schönsten Lagunen der Dhofar-Region.

Erbaut wurde der Hafen Samharam im 2. Jahrhundert n. Chr., von hier wurden Weihrauch und Myrrhe nach Jemen und dann weiter über das Rote Meer nach Norden verschifft.

Endlich erreichen wir Salalah, wo wir als erstes, noch vor dem Einchecken, den Weihrauch-Suk besuchen.

Aus allen Ecken wabern betörende Weihrauchschwaden durch die engen Gassen, vermischt mit den Aromen von Sandelholz und Myrrhe. Wir decken uns mit dem passenden Equipment und Räucherwerk in verschiedenen Qualitäten ein. So gut und günstig wie hier wird es nicht mehr.

 

Vierzehnter Tag

 

Durch üppig grüne Bananen- und Kokosnussplantagen fahren wir zum Palast des Sultans Al Husn, den wir leider nur von außen begutachten können. Der Palast steht auf den Resten einer ehemaligen Festung und ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Der Sultan hat uns leider nicht eingeladen.

Wir erreichen die Küstenstraße und folgen ihr bis zum Strand von Mughsail, wo natürliche Meerwasserfontänen durch „Blowholes“ im Kalkstein in die Höhe schießen.  Sie entstehen durch unterirdische Kavernen, die mit dem Meer verbunden sind. Wenn die Wellen gegen die Küste schlagen, wird das Wasser durch die Blowholes nach oben gedrückt und erzeugt ein spektakuläres Schauspiel. Jedenfalls tun sie das manchmal, heute jedoch ist das Meer sehr ruhig. 

 

 

Ein Stück durch die wilde Berglandschaft und schon sind wir beim Grab des Nabi Ayoub, westlich des Jebel Qara. Nach der Legende war Nabi Ayoub der Vater Marias, und somit der Opa von Jesus. Das Grab ist eine bedeutende Pilgerstätte für Muslime. Der hier begrabene Prophet wird aber auch von den anderen beiden Weltreligionen verehrt. Im Koran lautet sein Name Nabi Ayoub, in der Bibel ist er als Hiob bekannt. Er muss ein großer Mann gewesen sein, denn sein Sarg ist 30 Meter lang...

Eine weitere Legende rankt sich um einen Felsen, aus dem Allah ein Kamel erscheinen ließ um ein Volk zu prüfen. Das Volk sollte während einer langen Trockenheit an einem Tag die Kamelmilch trinken, am nächsten aber die Milch dem Jungtier lassen, das eben geboren wurde. Die Menschen jedoch töteten das Kleine und wurden vernichtet.

Nun aber genug der Geschichten und Sagen, wir wollen uns als letzten Programmpunkt das Weihrauchmuseum anschauen. Das Museum widmet sich der Seefahrt und der Geschichte Omans und ganz gezielt der Gewinnung von und dem Handel mit Weihrauch.  Wir empfinden dieses kleine Museum sehr interessant und lehrreich, ein würdiger Abschluss unserer Reise.

 

 

Nun ist unsere Reise durch dieses facettenreiche Land beinahe abgeschlossen.

Wir verabschieden uns nicht ohne etwas Wehmut von unseren Fahrern und unserer Begleiterin Rameha, die uns viel Wissenswertes über ihr Land erzählt hat.

In der gleichen Nacht werden wir abgeholt und zum Flughafen gebracht. Es geht nach Hause...

 


Nichts ist vergleichbar mit dem guten Gefühl, an einen vertrauten Ort zurückzukehren und zu merken, wie sehr man sich verändert hat.

                                                                                                                                                         

                                                                                                                                                     Nelson Mandela